Presse

Kölner Stadt Anzeiger / Rhein-Sieg Journal 02.03.2004
Das Tor zur Hölle bitte leise schließen


Zwei scheinbar ganz verschiedene und auf ihre Art verwandte Lyriker stellten bei der "Auslese" ihre Arbeiten vor.

Sankt Augustin - Die Worte fließen dahin, gehen ineinander über, kein Atemzug unterbricht den Fluss. Wo ein Satz beginnt oder ein Gedicht aufhört, ist unklar. Was Überschrift ist und wo sich das Versende befindet, verschwimmt.
Hochkonzentriert mussten die Zuhörer bei der zweiten "Auslese" in diesem Jahr im Cafe des Studios lauschen, um sich in die Worte der Lyriker einzufinden.
Zwei auf den ersten Blick ganz unterschiedliche Autoren waren diesmal bei Georg Schwikart zu Gast. In ihren Texten fanden sich zwar einige Gegensätze, während der Lesung ergaben sich aber auch manche Parallelen.

Erst dreißig Jahre alt ist Patric Hemgesberg, der aus seinem Gedichtband "Tor zur Hölle. Bitte leise schließen" Zeilen rund um das Fegefeuer ausgewählt hatte. Dabei befasste er sich mit der Auslegung der Hölle in verschiedenen Religionen, wandte sich aber auch humoristisch einzelnen bösen Taten und ihren Folgen wie den "letzen Gedanken von Van Goghs Ohr beim Fallen auf den Fußboden" zu. Ebenso wie Autor Helmut Schmelmer schuf Hemgesberg zahlreiche satzlose Wortaneinanderreihungen, die oft schon durch ihren Klang Wirkung erzielten.

Naturimpressionen, Momentaufnahmen, aber auch Zeitkritisches stellte der 1935 geborene Schmelmer vor. Mit prosastücken griff er unter dem Titel "Warteräume" lose Gedanken und Beobachtungen auf, die Wartende begleiten. (bg)